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Auf der Höhe des Jahres: Johannistag am 24. Juni


8. Juni 2023

Der 24. Juni  – an diesem Tag endet die Spargelsaison. Und die Rhabarberzeit. Die meisten anderen Pflanzen aber legen jetzt erst richtig los: Johanniskraut blüht um diesen Termin, Johannisbeeren sind reif. In Bayern wird die Echte Arnika Johannesblume und die Königskerze St.-Johanniskerze genannt, weil sie ebenfalls  in dieser Zeit erstrahlen. Die Natur steht in voller Blüte, zeigt sich auf der Höhe des Jahres in ganzer Pracht. Mit der Sommersonnenwende, die zeitlich eng mit dem Johannistag verknüpft ist, beginnen Getreide, Früchte und Gemüse zu reifen. Im Herbst erstirbt dann alles wieder. Der Jahreskreis – ein Wachsen, Werden, Reifen und Vergehen. Vielleicht haben die mittelalterlichen Mystiker dies besonders verinnerlicht. Ihr Memento mori hat als geistesgeschichtliche Idee die Zeiten überdauert und viele Maler, Bildhauer und Dichter inspiriert. „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen“ heißt es im 90. Psalm. Als weise gilt deshalb, wer auf der Höhe des eigenen Lebens auch das eigene Ende nicht vergisst.

„Schlaumeier“ verweisen am Johannistag darauf, dass genau sechs Monate  später schon wieder Heiligabend ist. Und sie zeigen damit die besondere Verbindung zwischen Johannes dem Täufer, nachdem der Johannistag benannt ist, und Jesus auf. „Er muss wachsen, ich aber muss kleiner werden (Joh 3, 30)“, sagt Johannes in Hinblick auf den kommenden Christus. Dabei hatte Johannes selbst hatte viele Anhänger. Auch Jesus selbst gehörte dazu und ließ sich von ihm im Jordan taufen. Doch Johannes wusste: Das Eigentliche kommt noch. Der Erlöser. Der Heiland. Johannes galt deshalb schon in der frühen Kirche als adventlicher Wegbereiter Jesu.

Und die Natur bildet das alles wunderbar ab: Altes stirbt. Doch mit Christus wird alles neu. Wenn wir im Advent und zu Weihnachten unsere Wohnungen mit Tannengrün schmücken, symbolisiert dies das neue Leben. Übrigens sind auch das Immergrün der Totenkränze. In ihnen bildet sich die christliche Hoffnung ab, dass Jesus alles neu macht und uns zum neuen (ewigen) Leben führt.

Vieles steckt drin im Johannestag: Bräuche wie das Johannisfeuer oder Brunnenfeste, denn Johannes der Täufer wird natürlich mit dem Wasser verbunden. Gedanken an das Sterben und das Leben. Es liegt nahe, dass deshalb viele Menschen zu Johannis den Friedhof besuchen. Denn er ist der Erinnerungs- und Erzählort, wo Leben und Tod sich begegnen.

Blühendes Johanniskraut (Bild: Wolfgang Eckert/Pixabay)