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Friedhofsverwalter warnen: Dresdens reichhaltige Friedhofskultur steht vor dem Verfall, Verkehrssicherheit durch marode Mauern, kaputte Wege oder vertrocknete Bäume gefährdet


1. September 2022

Petition bittet Stadtrat zu seiner Verantwortung zu stehen

“Die Zeit, in der wir still sitzen können, ist vorbei”, sagt Lara Schink. Sie ist Sprecherin des Netzwerkes Dresdner Friedhofsverwalter und hat mit ihren Kolleginnen und Kollegen auf den Inneren Neustädter Friedhof eingeladen. Er steht pars pro toto für die vielfältigen Baustellen, die den Friedhofsmitarbeitenden seit Jahren zu schaffen machen. Dass dringender Handlungsbedarf besteht, ist unisono zu hören.

Dabei geht es nicht nur um verwitterte Grabmäler oder bröckelnde Fassaden. “Wir müssen die Verkehrssicherheit gewährleisten”, sagt David Wegner von den beiden Klotzscher Friedhöfen. Da ein Großteil der Dresdner Friedhöfe im 19. Jahrhundert angelegt wurde, nagt an vielen Stellen gleichermaßen der Zahn der Zeit: Fundamente sind durch Regen und Frost ausgehöhlt, Mauern drohen zu kippen. Nach den Dürrejahren leiden viele Bäume. Sie drohen Äste zu verlieren, die Besucher gefährden könnten.

“Die Herausforderungen des Klimawandels und steigende Energiepreise warten noch auf uns und sind noch gar nicht eingepreist”, sagt Lara Schink.

Dresden rühmt sich für sein vieles Grün mit der Dresdner Heide, den Elbwiesen oder dem Großen Garten. Auch die Friedhöfe sind Teil der wohnortnahen grünen Infrastruktur!

Lara Schink, Sprecherin des Netzwerks Dresdner Friedhofsverwalter

Gebührengelder reichen nicht aus bzw. sind für den Denkmalschutz nicht nutzbar. Dabei haben die Akteure im Dresdner Friedhofswesen weitsichtig gehandelt: Im Jahr 2018 wurde das Friedhofsentwicklungskonzept vorgestellt. Es stellt den besonderen Wert der Anlagen für die Erinnerungskultur, die Stadtgeschichte wie auch das Stadtklima und die Biodiversität heraus. “Friedhöfe sind (…) mit steuerfinanzierten Park- oder Grünanlagen vergleichbar”, heißt es dort unter anderem. Das Friedhofsentwicklungskonzept hat auch die finanziellen Bedarfe ermittelt, denen der Dresdner Stadtrat damals zugestimmt hat. Der Beschluss, diese Summen auszuzahlen, wurde jedoch vertagt. Damit den fehlen den Friedhofsträgern Sockelbeträge, um weitere Fördermittel zu beantragen.

Dresden rühmt sich seiner Denkmale. Es ist eine Schande, dass sich um Grabdenkmäler jedoch nicht gekümmert wird.

Lara Schink, Sprecherin des Netzwerks Dresdner Friedhofsverwalter

Für den Verband der Annenfriedhöfe rechnet Lara Schink beispielsweise mit insgesamt 2 Mio Euro, die gebraucht werden. Es gibt jedoch mehr als 50 weitere Friedhöfe in der Stadt mit ähnlichen Problemen.

Unterschreiben Sie eine Petition an den Stadtrat!

Die Friedhofsverwalter haben nun eine Petition auf den Weg gebracht. Sie ruft die Stadträte dazu auf, den Sanierungsstau mit seinen drohenden Konsequenzen wahrzunehmen und nötige finanzielle Maßnahmen zu beschließen.

Hier geht es zur Petition, wo Sie unterschreiben können.

Aktionstage im September und Festwoche in Dresden-Klotzsche

Beim “Tag des Denkmals” und beim “Tag des Friedhofs” werden viele Friedhöfe sich einbringen. Der denkmalgeschützte Neue Friedhof Klotzsche feiert im September sein 90-jähriges Jubiläum.

Detail eines Grabmals (Bild: Körlin)
Lara Schink (links) und ihre Kolleginnen und Kollegen der Dresdner Friedhöfe (Bild: Körlin).