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Miteinander aus Klang, Botschaft und Raum – Das Musikjahr 2022 der Frauenkirche Dresden


21. September 2021

Das Miteinander aus Klang, Botschaft und Raum prägt das Musikprogramm der Frauenkirche des kommenden Jahres. Mit mehr als 120 Veranstaltungen schlägt es den Bogen von Bach bis Bernstein, Schütz bis Schönberg, Praetorius bis Pärt.

»In der wiederaufgebauten Frauenkirche verbinden sich Altes und Neues, Tiefe und Höhe, Bruch und Kontinuität auf einmalige Weise. Die Spannung zwischen diesen Polen trägt eine Aura, die uns auch jede Musik, die an diesem Ort erklingt, neu und anders erleben lässt. Hier hallt manches anders nach – ganz besonders natürlich die Musik. Sie bringt Menschen einander näher, hebt Grenzen auf und berührt. Dankbar und zuversichtlich blicken wir daher auf ein reichhaltiges wie klangvielfältiges Konzertprogramm 2022, das Begegnung und Zusammenhalt stiftet«, erklärt Maria Noth, Geschäftsführerin der Stiftung Frauenkirche Dresden.

GEMEINSAM MUSIK ERLEBEN

Artistic Director Daniel Hope freut sich darauf, dem Publikum verbindende Musikerlebnisse zu ermöglichen. »Musik bringt Menschen zueinander. Deshalb steht das neue Konzertprogramm für mich unter dem Begriff »Zusammen«. Wir wollen klassische Musik in ihrer Vielfarbigkeit mit dem Publikum teilen und die Botschaft des Miteinanders in die Welt hinaustragen.«

In seinem vierten Jahr als Artistic Director der Frauenkirche hat Daniel Hope 35 Programme konzipiert, die sowohl internationale Größen der Klassikwelt als auch junge Nachwuchskünstler*innen in die Frauenkirche führen. An sechs Abenden ist er selbst zu erleben und zeigt sich dem Publikum facettenreich: schwärmerisch in einem von Mozarts »Kleiner Nachtmusik« ausgehenden Programm, expressiv in einem britischen Abend mit Werken von Elgar und Vaughan Williams, bewegt im Gedenken an die Reichspogromnacht. Hierfür arbeitet er mit dem Zürcher Kammerorchester einerseits und Ib Hausmann und dem Amatis Trio andererseits zusammen. Neue Welten entdeckt er mit Brixen Festival Orchestra und mit zwei Late Night-Recitals, die erstmals den Hauptkuppelraum als Konzertort nutzen.

Hervorragende Gastmusiker*innen deuten den Musikort Frauenkirche immer neu aus. So wagen Hugo Ticciati und das O/ModƏrnt Kammerorkester einen Brückenschlag von Beethoven zu Schönberg, Barber und Vasks. Ebenfalls epochenübergreifend ist das Programm von Maurice Steger und dem Zürcher Kammerorchester sowie ein Abend, der Leonard Bernsteins »Mass« mit Werken Mendelssohn Bartholdys und Duke Ellingtons zusammenbringt. Das polnische NFM Wroclaw Philharmonic verbindet die beiden Partnerstädte Wrocław und Dresden.

Darüber hinaus stehen Solisten wie Bomsori Kim, Simon Höfele und Emanuele Forni, Vokalensembles wie die King Singers und der Windsbacher Knabenchor, Klangkörper wie das Bayerische Kammerorchester, l‘arte del mondo und das Alma Mahler Chamber Orchestra sowie Dirigenten wie John Axelrod und Leo McFall für die kreative Klangvielfalt der kommenden Konzertsaison. Selbstverständlich ist auch Ludwig Güttler zu erleben; er gestaltet fünf Abende.

MUSICA SACRA

Kirchenmusikalisch steht das Musikjahr 2022 im Zeichen der Jubilare Michael Praetorius und Heinrich Schütz.»Diese Musik ist zeitlose Ewigkeit. In der Frauenkirche Dresden erfährt sie eine lebendige Klangauthentizität, die eine ganz neue Deutungsebene schafft«, erklärt Frauenkirchenkantor Matthias Grünert. Werke der beiden Dresdner Meister der Spätrenaissance durchziehen viele Formate – vom Gottesdienst über Geistliche Sonntagsmusiken bis hin zum Konzert. So präsentiert das Gedenkkonzert am 12. Februar eine repräsentative Werkschau mit Chorsätzen und Instrumentalmusik von Praetorius, später folgen Programme zur Passions- und Adventszeit.

Die Musik von Heinrich Schütz wird insbesondere durch die enge Kooperation mit dem Heinrich Schütz Musikfest ins Heute getragen. Klangminiaturen des Orchestronik-Künstlers Fabian Russ verschmelzen mit Texten Robert Seethalers, ein »Kaleidoskop der Klänge« greift in einer begehbaren Installation Schütz‘ »Psalmen Davids« auf. Am Todestag des Komponisten, der ja seine letzte Ruhestätte in der alten Frauenkirche fand, findet das Abschlusskonzert des Festjahres SCHÜTZ22 statt. Eine musikalische Brücke vom Elbflorenz in die sinnenfreudige Renaissance Venedigs baut Matthias Grünert überdies mit der Aufführung der »Marienvesper« des Schütz-Zeitgenossen und -Bewunderers Monteverdi.

Gewohnt vielfältig gestalten sich die 18 Programme der Geistlichen Sonntagsmusiken. Sie werden maßgeblich durch die eigenen Klangkörper – Chor und Kammerchor der Frauenkirche sowie das ensemble frauenkirche dresden – geprägt. Mit Messvertonungen von Mozart und Haydn sowie Motetten und Kantaten von Bach deuten sie musikalisch das Kirchenjahr. Als neuer musikalischer Partner gestaltet die Europachorakademie zwei Programme.

Die pandemiebedingt unterbrochene Tradition der Aufführung der großen kirchenmusikalischen Werke wieder Johannespassion, der h-Moll-Messe und dem Weihnachtsoratorium von Bach, Mozarts Requiem und Händels Messias – ebenso gestaltet durch die hauseigenen Ensembles – leben im Musikjahr 2022 wieder auf.

VIELFALT DER ORGELMUSIK

Die Kern-Orgel der Frauenkirche steht mehr als 40 Mal im klanglichen Mittelpunkt. Frauenkirchenorganist Samuel Kummer legt für das Musikjahr 2022 einen Schwerpunkt auf das OEuvre César Francks, dessen 200. Geburtstag insbesondere im Rahmen des Dresdner Orgelzyklus gewürdigt wird. 14 Konzerte präsentieren das Gesamtwerk des Wegbereiters der französischen Orgelsinfonie und stellen es in eigens ausgewählte Kontexte oder Kontraste. Freuen kann sich das Publikum auf internationale Gäste wie den französischen Organisten Christophe Mantoux und die kanadische Konzertorganistin Isabelle Demers, aber auch auf außergewöhnliche Abende mit Bernhard Haas und Willibald Guggenmos.

Gleich mehrfach sind besondere Kombinationen zu erleben. Mit Wolfram und Mathias Rehfeld ist ein Vater-Sohn-Gespann zu Gast. Das energievolle Duo Esprit musiziert vierhändig. Gemeinsam mit Frauenkirchkollegen Matthias Grünert präsentiert Samuel Kummer selten zu hörende Bearbeitungen für Orgel mit Harmonium bzw. im Programm mit Kreuzorganisten Holger Gehring das spannungsvolle Miteinander aus Literaturspiel und Improvisation. Programme, die die Königin der Instrumente mit dem Instrument der Könige, der Trompete, zusammenbringt, komplettieren das Spektrum.

JUNGE KLASSIK

Ein besonderes Anliegen der Frauenkirchenmusik ist die Förderung des musikalischen Nachwuchses. An 11 Abenden gibt die international aufgestellte Young Artists-Reihe hochtalentierten jungen Musiker*innen die Möglichkeit, sich in der Unterkirche zu präsentieren. Zu erleben sind u. a. der britische Posaunist und ARD-Musikwettbewerbspreisträger Michael Buchanan, der chinesische Cellist und Preisträger des Tschaikowski-Wettbewerbs Yibai Chen und die französische Flötistin Joséphine Olech. Die pandemiebedingt verschobenen Konzerte des »Philosophen am Klavier« (BR) Amadeus Wiesensee und des Preisträgers des Musikwettbewerbs »Ton & Erklärung« im Fach Violine Leonard Fu werden im März und September 2022 nachgeholt. Erstmals Teil der Young Artists-Reihe ist ein »Hope Academy in Concert«-Abend, bei dem junge Teilnehmende der jährlich von Daniel Hope veranstalteten Music Academy auf Schloss Neuhardenberg mit ihren etablierten Academy-Dozenten musizieren.

Eigens für das junge Publikum hält das Musikjahr 2022 wieder mehrere Musikbegegnungsformate wie Familienkonzerte für junge Ohren, Gesprächskonzerte für junge Leute und musikalische Kirchraumentdeckungen bereit. Für das musikalische Klassenzimmer, das gemeinsam mit den Dresdner Schulkonzerten organisiert wird, konnte mit Götz Bergmann ein Multiinstrumentalist gewonnen werden, der die Grundschüler*innen zum Staunen bringen wird.

Die Dresdner Frauenkirche im Fruehjahr / Sommer 2016 auf dem Neumarkt . Foto: Oliver Killig