Weniger Taufen und mehr Sterbefälle 2020 – Mitgliederentwicklung der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens
16. Juli 2021
Die seit dem Frühjahr 2020 andauernde Corona-Pandemie hinterlässt ihre Spuren auch in den Zahlen der Mitgliederentwicklung der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens. So wurden im Jahr 2020 deutlich weniger Taufen gefeiert als in den Vorjahren. Von 5408 Taufen im Jahr 2018 und 4885 Taufen im Jahr 2019 sank die Zahl der Taufen im Jahr 2020 auf 2950. Viele Taufen wurden von den Familien aufgeschoben, weil die Feierlichkeiten während des Lockdown nicht möglich waren. Ebenso lag die Zahl der Aufnahmen, die in der Regel in einem Gottesdienst vollzogen werden, mit 380 im Jahr 2020 weitaus niedriger als in den Vorjahren (2018: 514, 2019: 496).
Auch anhand der Zahl verstorbener Kirchenmitglieder lassen sich die Auswirkungen der Corona-Pandemie deutlich erkennen. Lagen diese Zahlen bisher bei 13.592 (2018) und 12.982 (2019), verstarben im Jahr 2020 insgesamt 15.012 Kirchenmitglieder. Aus den Angaben des statistischen Landesamtes des Freistaates Sachsen ergibt sich, dass die Zahl der Verstorbenen in Sachsen 2020 um 13% höher als im Vorjahr gelegen hat. Dem entspricht die Erhöhung der Zahl der verstorbenen Gemeindeglieder der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens, deren Gebiet sich größtenteils auf dem Gebiet des Freistaats Sachsen befindet.
Die Austrittszahlen im Jahr 2020 lagen mit 6.627 ausgetretenen Mitgliedern im Vergleich zum Vorjahr (2019: 7.727) niedriger.
Insgesamt verlor die sächsische Landeskirche im Jahr 2020 16.000 Mitglieder und zählte am 31. Dezember 2020 647.238 Mitglieder. Am Ende des Vorjahres (31.12.2019) waren es noch 663.525 Kirchgemeindeglieder, die der Landeskirche angehörten.
Landesbischof Tobias Bilz sagt zu dieser Entwicklung: „Es ist bereits lange bekannt, dass die Landeskirche – wie die Kirchen insgesamt – vor großen Herausforderungen steht. Diese kleinzureden ist nicht mein Anliegen, vielmehr möchte ich schauen, an welchen Stellen wir auch als kleiner werdende Kirche für Menschen da sein, mit christlichen Inhalten in der Gesellschaft wirken und unser Evangelium in Wort und Tat vermitteln können. Daher frage ich mich: Wo können wir Menschen im alltäglichen Leben unterstützen? Wo brauchen Menschen in einer Krise Seelsorge und unser Gebet? Und wo müssen wir uns als Kirche in der Gesellschaft zeigen mit dem, was uns wichtig ist?“ Das seien die Fragen, die ihn beschäftigen. Aber natürlich habe das Kleinerwerden der Kirche auch zur Folge, dass Gemeinden und kirchliche Einrichtungen mit weniger Geld und Personal auskommen müssten – er sehe mit großer Sorge die Überforderung an vielen Orten. „Wir müssen neu schauen, was mit weniger Mitteln und Menschen gut zu leisten ist und Kräfte und Energien vielleicht auch ganz neu ausrichten.“, so Tobias Bilz.
Die Corona-Pandemie habe hier manche neue Erfahrung und neue Wege zu Gemeindegliedern und Menschen außerhalb der Kirche eröffnet – aber sie habe natürlich auch vieles verhindert. „Ich wünsche mir sehr, dass die Taufen und Hochzeiten, die im letzten Jahr nicht stattfinden konnten, möglichst bald mit schönen Gottesdiensten und fröhlichen Festen nachgeholt werden können.“ Die Kirche könne und wolle weiterhin eine Lebensbegleiterin für Menschen sein und in guten wie auch in schwierigen Zeiten mit dem Wort Gottes ermutigen, stärken und trösten, so Tobias Bilz.