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Dresdner und sächsische Initiativen stellen Heinrich Schütz ein Jahr lang in den Mittelpunkt


4. November 2021

Ein Konservatorium, eine Straße, eine Senioren-Wohnanlage, eine Schule wie auch eine Kapelle in Dresden tragen den Namen des Komponisten Heinrich Schütz (1585-1672), der im Vorgängerbau der barocken Frauenkirche im 17. Jahrhundert bestattet wurde. Er war zu Lebzeiten hochgeachtet und gilt heute als Komponist von europäischem Rang und prägend für die protestantische Musik.

„Die Musik von Heinrich Schütz mag 400 Jahre alt sein, doch sie ist ungebrochen modern, kraftvoll und lebendig“, sagt Maria Noth, Geschäftsführerin der Stiftung Frauenkirche Dresden. „Die Musik von Heinrich Schütz fordert unser Hören neu heraus. Gemeinsam mit all den kreativen Partnern aus der Stadt und der Region ist es uns Anliegen und Freude zugleich, diesen besonderen Komponisten ein Jahr lang in den Fokus der Aufmerksamkeit zu stellen.“

Aus Anlass seines 350. Todestages am 6. November 2022 wird sein Werk während der kommenden Monate in aktuellen Kontexten gelehrt, rezipiert und bearbeitet werden.

So präsentiert die Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) ab 28. April 2022 ihre Sammlung an Schützquellen in digitaler Form.  Notentexte, Wasserzeichen und andere schützbezogene Materialien sind in der Schütz-Kollektion digital frei zugänglich und können für Musikforschung und -praxis neue Impulse geben. Vom 28. April bis 15. Juni 2022 zeigt die Bibliothek unter dem Titel „Schütz in Dresden“ eine kleine Ausstellung mit Quellen aus dem Kontext von Heinrich Schütz‘ Dresdner Zeit. Bei der „Dresdner Schütziana“ im Juni 2022 werden sich etwa 15 Stipendiaten mit musikwissenschaftlichem und kulturhistorischem Hintergrund im Rahmen einer Quellenwerkstatt unter Anleitung von Beate Agnes Schmidt (angefragt) mit den an der SLUB beheimateten Quellen der Schützzeit. Die Ergebnisse werden öffentlich präsentiert.

Geplant ist zudem ein deutsch-polnisches Jugendmusikprojekt mit dem Titel „KlangReise Schütz 22 – Die Kunst, nicht regiert zu werden“ unter der künstlerischen Gesamtleitung von Prof. Milko Kersten, Präsident des Sächsischen Musikrates. Junge Musikerinnen und Musiker befassen sich mit der Gedankenwelt von Heinrich Schütz und tauschen sich zugleich aus über aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen. Daraus entstehen neue Kompositionen, die nach einer Probenphase im Oktober 2022 aufgeführt werden. Milko Kersten, der die künstlerische Gesamtleitung innehat, möchte für die Jugendlichen einen „Entzündungsmoment“ kreieren: „Sie sollen

spüren, dass dies ihr Projekt werden soll und kann“, so Kersten. „Ich möchte den Jugendlichen die Erfahrung schenken, dass die vertiefte Beschäftigung mit (Musik-) Geschichte und Philosophie spannend wie ein Krimi sein kann und dass eine gemeinsame Annäherung an ein so großes Thema die Chance zur Selbstwirksamkeit beinhaltet.“

Für den „Klangkosmos Schütz“ der Landesjugendchöre Hessen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wird es erstmals zu einer großdimensionierten Zusammenarbeit im A-capella-Bereich kommen. „Gerade die vielstimmig besetzten Stücke des 16. Jahrhunderts stellen große, ungewohnte sängerische Herausforderungen dar, um die Klangauffächerung und Klangbalance dieser Werke adäquat zu realisieren“, sagt Milko Kersten. In den Abschlusskonzerten erklingen neben den mehrchörigen Werken von Heinrich Schütz nach momentanem Planungsstand bis zu 40-stimmige Kompositionen u. a. von Thomas Tallis und Alessandro Striggio. Chorwerke von Brahms und Mendelssohn Bartholdy sowie Komponisten des 21. Jahrhunderts bilden weitere Programmbausteine.

Komponierende Acht- bis Achtzehnjährige aus Dresden und dem sächsischen Raum werden über die im Jahr 1982 gegründete Komponistenklasse Dresden gefördert. Sie erarbeiten für das Finale von „Schütz22“ in diesem Jahr gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen aus Dresdens Partnerstadt Strasbourg ein Konzertprogramm mit eigenen Werken für Orgel und Vokalensemble, das von Profi-Musikern im November 2022 in moderierten Familienkonzerten uraufgeführt wird.

Mit der Reihe #sonntagsSchütz – Heinrich Schütz im Gottesdienst haben die Evangelisch-Lutherischen Kirchenbezirke Dresdens zum 350. Todestag des Komponisten ein musikalisches Projekt initiiert: Es startet am Sonntag 7. 11. 2021 um 10 Uhr in der Annenkirche Dresden und endet am 6. 11. 2022 mit einem Kantoreitreffen in der Kreuzkirche Dresden. In diesem Zeitraum wird es an jedem Sonntag eine Kirche geben, in deren Gottesdienst ein Werk von Schütz vorgestellt, aufgeführt und/oder mit der Gemeinde gesungen wird. Auch eine Predigtreihe sowie ein Kurrendetreffen gehören dazu.

In der Vortragsreihe „Musik und Theologie“ der Hochschule für Kirchenmusik Dresden befassen sich zwei Vorträge im kommenden Jahr näher mit Heinrich Schütz. Zudem präsentiert der Chor der Hochschule für Kirchenmusik am 22. Mai 2022 Werke von Heinrich Schütz sowie zwei dazu in Bezug gesetzte Uraufführungen von Matthias Drude und Franz Ferdinand Kaern.

Der Musikwissenschaftler und inzwischen emeritierte Professor der Dresdner Hochschule für Musik Matthias Herrmann wird am 29. September 2022 in der Frauenkirche über Heinrich Schütz und seine Verbindungen zur alten Frauenkirche, zum Neumarkt und zur Schlosskapelle sprechen und hierfür auch Klangbeispiele anführen.

Beim Dresdner Kreuzchor wird Heinrich Schütz regelmäßig Teil der Programme für die Vespern sein. Am 7. Mai 2022 ist unter dem Motto “Klage und Trost” eine Vesper mit Norbert Schuster/Cappella Sagittariana geplant. Auch werden Werke von Heinrich Schütz im Programm der Sommertournee enthalten sein.

Spätestens seit der maßstabsetzenden, weltweit ersten Heinrich-Schütz-Gesamteinspielung dürfen der Dresdner Kammerchor und sein Leiter Hans-Christoph Rademann als ausgewiesene Kenner und Spezialisten dieses großen Komponisten bezeichnet werden. In der Dresdner Annenkirche führt der Dresdner Kammerchor am 28. Dezember 2021 Schütz`„Historia der Geburt Christi“ auf, die die Dresdner Hofkapelle vermutlich zum ersten Mal am Weihnachtstag 1660 präsentierte. „Es ist dem Chor und seinem Leiter ein Herzensanliegen, dieses Faszinosum von Schütz’ Werk dem Publikum nahe zu bringen und auf höchstem musikalischen Niveau aufzuführen“, heißt es in der Ankündigung.

Einen Überblick über diese und weitere Pläne bietet die Veranstaltungsdatenbank zum Festjahr anlässlich des 350. Todestags von Heinrich Schütz. Diese wird fortlaufend aktualisiert.

Einige Akteurinnen und Akteure im Zusammenhang mit dem Heinrich-Schütz-Jubiläumsjahr: Andrea Wolter, Dramaturgin des Heinrich Schütz Musikfests; Prof. Milko Kersten, Präsident des Sächsischen Musikrats; Dr. Katrin Bemmann vom Verein Dresdner Hofmusik e. V.; Dr. Christina Siegfried, Geschäftsführerin/Intendantin des Heinrich Schütz Musikfests; Maria Noth, Geschäftsführerin der Stiftung Frauenkirche Dresden; Norbert Schuster, Capella Sagrittariana Dresden; Kirchenmusikdirektor Sandro Weigert; Kirchenmusikdirektor Gottfried Trepte (von links) – Bild: M. Körlin